Reiseberichte aus Australien 2006/2007

Träume sind sehr bequem, sofern wir nicht gezwungen sind, sie in die Tat umzusetzen (Paulo Coelho) - ein Jahr lang durch Australien zu reisen, dort zu leben und zu arbeiten ist mein großer Traum. Ich lade hiermit ein, mich auf meiner Reise zu begleiten.

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Name:
Standort: München, Germany

Geboren und aufgewachsen bin ich in Chemnitz (hieß damals noch Karl-Marx-Stadt). Nach meinem Abi ging es zunächst für 2 Jahre nach Rodewich im Vogtland, wo ich eine Ausbildung inkl. 5-monatigen Praktikum auf der Isle of Wight (England) absolvierte. Meine sächsiche Heimat verlies ich endgültig im März 1999, um mein Glück in der bayrischen Landeshauptstadt München zu versuchen. Hier hielt ich es ganze 7 Jahre aus, die ich hauptsächlich damit verbracht habe, für eine der Big Four der Wirtschaftsprüfungsgesellschaften zu arbeiten. Aber das war mir nicht genug. Ich wollte unbedingt noch studieren. Gesagt, getan begann ich schließlich ein Fernstudium in BWL an der Hochschule Wismar. Und nun, wo ich dies auch vollendet habe, zieht es mich hinaus in die große weite Welt, genauer gesagt nach Australien ...

16 März 2007

Bei der Birnenernte in Victoria

Meine erste Arbeitswoche als Erntehelfer habe ich hinter mich gebracht und moechte daher an dieser Stelle kurz berichten wie es mir ergangen ist.

Nach meiner Ankunft in Kyabram (ein kleiner Ort im laendlichen Victoria, ca. 200 km noerdlich von Melbourne) wurde ich von einem Mitarbeiter der Farm von der Busstation im Ort abgeholt und in meine neue Unterkunft, die sich ebenfalls auf dem Farmgelaende befindet, gefuehrt. Ich muss zugeben, dass ich zunaechst von dem miserablem Standard des Hauses oder Barracke (wie auch immer man die Behausung nennen mag) geschockt war. Ueberall war's dreckig, Spinnweben hingen von der Decke, die Kueche sah unappetitlich aus und Trinkwasser gibt's auch nicht aus der Leitung (dieses muss man sich aus einem riesigen Tank hinterm Haus abzapfen). Nachdem ich das Haus einem Grossputz unterzogen hatte, ging's schon eher und mittlerweile find ich's gar nicht mehr so schlimm. Man gewoehnt sich doch an alles! Die ersten Tage hatte ich sogar das komplette Haus fuer mich allein. Inzwischen ist es aber richtig voll geworden. Ich wohne nun mit zwei Japanerinnen, einer weiteren Deutschen, einer Franzoesin und einem Maedel aus England zusammen. International eine ganz gute Mischung!

Die Taetigkeit eines Erntehelfers auf einer Apfel- und Birnenplantage kann man sich wie folgt vorstellen. Das erste, was einem beigebracht wird, ist das Fahren eines Traktors, was wirklich einfach ist, weil es nur einen Vorwaerts- und Rueckwaertsgang gibt. Mit diesem Traktor zieht man einen Anhaenger mit vier Holzkisten auf das Feld und faengt in einer zugewiesenen Reihe an, die Fruechte vom Baum zu holen. Dazu wird man mit einer Leiter und einem Umhaengebeutel, in dem man die gepflueckten Fruechte sammelt und spaeter in die Holzkisten ausleert, ausgestattet. Das Ganze ist zwar recht monoton, aber wenigstens ist man den ganzen Tag im Freien. Und es ist wirklich nicht so anstrengend wie ich es mir vorgestellt hatte.

Das erste, was ich immer gefragt werde, ist: Bist du auch hier, um dein Visa zu verlaengern? Bin ich natuerlich nicht. Aber fuer viele ist der einzigste Grund als Erntehelfer zu arbeiten, ein zweites Jahr eine Arbeitserlaubnis fuer Australien zu bekommen (die erhaelt man, wenn man mindestens 3 Monate auf einer Farm gearbeitet hat). Recht clever von der australischen Regierung auf diese Weise massenweise Arbeitskraefte ins Land zu holen fuer Taetigkeiten, die niemand machen mag.

Ich als Erntehelfer

Meine Kollegin Ai aus Japan

05 März 2007

Tasmanien

Mein Trip nach Tasmanien ist nun leider auch schon wieder vorbei, so dass eine kleine Zusammenfassung meiner Erlebnisse auf Tassie faellig ist.

Auf den tasmanischen Autokennzeichen ist folgendes zu lesen: Tasmania - Your Natural State (Tasmanien - Dein Naturstaat) und das ist Tasmanien auch; ein Paradies fuer alle Naturliebhaber, Wander- und Campingfreunde. Im Vergleich zu anderen australischen Bundesstaaten ist Tasmanien recht klein und kompakt (von Norden nach Sueden sind es 360 km, von Osten nach Westen 300 km). Erstaunlicherweise findet man auf einer so kleinen Flaeche 19 National Parks. Um alles zu sehen, muesste man etliche Wochen dort verbringen. Ich habe es auf 2 1/2 Wochen beschraenkt und mir die bekanntesten Gegenden herausgepickt (das waeren die groessten Orte Hobart, Launceston und Devonport, die National Paerke Cradle Mountain-Lake St Clair NP, Freycinet NP und Tasman NP sowie die Ruinen des ehemaligen Gefaengnisses in Port Arthur).

Freycinet National Park


Ich bin ja nicht so der Freund von organisierten Touren, wo man ein vorgefertigtes Programm praesentiert bekommt, welches in einer moeglichst kurzen Zeit "abgearbeitet" werden muss. Da ziehe ich es vor, mir meine Reise selbst zu organisieren, sehe vielleicht nicht alles, aber habe zumindest die Freiheit an einem schoenen Ort so lang zu bleiben wie ich moechte. Und so habe ich es auch mit Tasmanien gehandhabt; auch wenn's teilweise etwas kompliziert war, weil das oeffentliche Verkehrsnetz in Tasmanien nicht so gut ausgebaut ist. Da ist es schon mal vorgekommen, dass ich zwei Tage warten musste bis ich den naechsten Bus nehmen konnte oder ich um 5 Uhr morgens aufstehen musste, da der einzigste Bus des Tages zu einer so unchristlichen Zeit fuhr.

Auf meiner Rundreise durch Tasmanien konnte ich Bekanntschaft mit einigen interessanten und netten Menschen schliessen. Da waeren z.B. die Amerikanerin Kim und die Japanerin Mikuri, mit denen ich am Cradle Mountain zur Abenddaemmerung losgezogen bin, um Tiere in freier Natur zu beobachten. Leider haben wir keinen tasmanischen Teufel gesehen, dafuer jedoch Wombats, Wallabies und Echidnas (eine Art Igel).

Wombat

Oder auch Hannes aus Dresden hat mich beeindruckt, weil er Australien mit dem Fahrrad bereist. Seine gesamte Ausruestung (wie Zelt, Schlafsack, Kocher, Kleidung etc.) hat er auf sein Radl geladen und erkundet auf diese Weise dieses riesige Land. Die 4200 km von Perth nach Darwin konnte er in weniger als 3 Monaten zuruecklegen. Ach da waere auch noch Grace aus England, mit der ich ueber den bekannten Salamanca Markt in Hobart gestreift bin. Ein paar Tage spaeter bin ich ihr zufaelligerweise wieder begegnet, wo sie verkuendet hat, dass sie den Overland Track (5-Tages-Wanderung von Cradle Mt. nach Lake St. Clair) laufen wird. Ich bin mal gespannt, wie sie's ueberstanden hat, da sie mir eher ungeuebt in Mehrtageswanderungen erschien (sie hatte noch nicht einmal wasserfeste Wanderschuhe). Ihr Begleiter machte dagegen einen erfahrenen Eindruck und wird sie daher hoffentlich unterstuetzen.

Nach diesen erlebnisreichen zwei Wochen befinde ich mich nun wieder in Melbourne. Auch bei meinem zweiten Besuch muss ich feststellen: Melbourne ist einfach eine tolle Stadt.

Morgen geht's aber auch schon wieder weiter nach Kyabram (180 km noerdlich von Melbourne), wo ich mich bei der Ernte von diversen Fruechten versuchen werde. Ich habe gerade im Internet nachgelesen, dass Kyabram doch 6000 Einwohner hat, also gar nicht so klein ist wie ich angenommen hatte. Ich lass mich einfach ueberraschen, was mich dort erwartet. Eigentlich weiss ich nur, dass ich auf der Farm untergebracht bin, derzeit Birnen geerntet werden und man 35 Dollar (etwa 20 Euro) pro Kiste bekommt. Wenn man fit ist, schafft man wohl so 3 bis 4 Kisten am Tag. Weitere Einzelheiten dazu folgen spaeter.

Blick auf Hobart vom Mt. Wellington