Reiseberichte aus Australien 2006/2007

Träume sind sehr bequem, sofern wir nicht gezwungen sind, sie in die Tat umzusetzen (Paulo Coelho) - ein Jahr lang durch Australien zu reisen, dort zu leben und zu arbeiten ist mein großer Traum. Ich lade hiermit ein, mich auf meiner Reise zu begleiten.

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Standort: München, Germany

Geboren und aufgewachsen bin ich in Chemnitz (hieß damals noch Karl-Marx-Stadt). Nach meinem Abi ging es zunächst für 2 Jahre nach Rodewich im Vogtland, wo ich eine Ausbildung inkl. 5-monatigen Praktikum auf der Isle of Wight (England) absolvierte. Meine sächsiche Heimat verlies ich endgültig im März 1999, um mein Glück in der bayrischen Landeshauptstadt München zu versuchen. Hier hielt ich es ganze 7 Jahre aus, die ich hauptsächlich damit verbracht habe, für eine der Big Four der Wirtschaftsprüfungsgesellschaften zu arbeiten. Aber das war mir nicht genug. Ich wollte unbedingt noch studieren. Gesagt, getan begann ich schließlich ein Fernstudium in BWL an der Hochschule Wismar. Und nun, wo ich dies auch vollendet habe, zieht es mich hinaus in die große weite Welt, genauer gesagt nach Australien ...

13 Februar 2007

Melbourne

Gestern noch in Perth und heute schlendere ich schon durch die Strassen des 3000 km entfernten Melbournes. So einfach geht's, wenn man sich in den Flieger setzt. In ein paar Stunden Flugzeit hat man riesige Entfernungen ueberwunden, lernt einen neuen Bundesstaat kennen (in meinem Fall Victoria) und ploetzlich betraegt der Zeitunterschied zu Deutschland nicht mehr nur 8 sondern 10 Stunden. Hintergrund meiner Flucht aus Western Australia ist nicht meine Ungedult Melbourne zu sehen, sondern mein Wunsch Tasmanien im Hochsommer und nicht in den kuehlen Herbst- und Wintermonaten, die bereits Mitte Maerz beginnen, zu erkunden. Melbourne ist daher nur Zwischenstation bevor ich mich auf die 10-stuendige Ueberfahrt nach Tasmanien begebe.

Melbourne ist nach Brisbane und Perth nun die dritte australische Grossstadt, die ich besuche (Darwin mit seinen 70.000 Einwohnern mag ich an dieser Stelle nicht als Grossstadt bezeichnen). Ich muss feststellen, dass australische Grossstaedte alle irgendetwas gemeinsam haben. Auffaelligerweise befinden sie sich alle an einem Fluss, sie sind extrem sauber (Abfallbehaelter und benutzbare oeffentliche Toiletten sind hier ein jeder Strassenecke zu finden) und sie wurden in aehnlicher Bauweise errichtet. Australien ist eben ein noch junges Land und das sieht man vor allem an seinen staedtischen Bauwerken. Hier gibt es einfach keine alten, historischen Kirchen oder mittelalterliche Ruinen. Die Innenstaedte sind mit modernen Stahl- und Glaskonstruktionen (Wolkenkratzer) uebersaet, die meist als Bueroraeume fuer Banken, Versicherungen oder Wirtschaftspruefungsgesellschaften dienen (hab sogar das KPMG Gebaeude entdeckt und mir gleich mal angeschaut wie sich mein ehemaliger Arbeitgeber in Melbourne praesentiert).



Was mir bereits in Perth aufgefallen ist und sich in Melbourne wiederholt, ist die Vorliebe der Australier, ihre Staedte mit diversen Statuen zu verzieren. Die tragen dann so seltsame Titel wie "Drei Geschaeftsleute, die sich ihr eigenes Mittagessen mitgebracht haben" oder "Der Mensch des 20. Jahrhunderts". Alles in allem hat Melbourne einen gewissen Charme und ist bis jetzt die interessanteste Stadt, die ich in Australien besucht habe.

Three Businessmen Who Brought Their Own Lunch

07 Februar 2007

Perth, Fremantle und Rottnest Island

Nachdem ich zwei Monate im australischen Outback bzw. in Orten, deren Einwohnerzahl die 1.000 selten ueberschritten hat, verbracht habe, bin ich dem Ruf der Grossstadt gefolgt und habe mich ploetzlich inmitten von Menschenmassen, Verkehr und Wolkenkratzern wiedergefunden. Ich habe tatsaechlich einige Zeit gebraucht, um mich wieder an das Grossstadtleben zu gewoehnen. Aus diesem Grunde habe ich mich nicht im CBD (Central Business District - so nennt man hier die Innenstadt) von Perth niedergelassen, sondern in Fremantle.


Skyline von Perth

Fremantle ist zwar eine eigene Stadt, aehnelt aber aufgrund der Naehe zu Perth eher einem Vorort. Schlendert man durch die Strassen Fremantles bekommt man das italienisches Flair zu spueren. Auf dem "Cappuccino-Strip", eine der Hauptstrassen, reiht sich ein Strassencafe an das naechste. Ich bin ja nicht gerade ein Experte was den Kaffeegenuss angeht, daher waren mir auch die meisten angebotenen Kaffeevariationen voellig neu.

So angenehm es auch sein mag, seinen Tag im Cafe oder am Strand zu verbringen, hat mich die Realitaet irgendwann wieder eingefangen und ich habe angefangen, mich nach einer bezahlten Beschaeftigung umzuschauen. Nach einigen weniger erfolgreichen Vorstellungsgespraechen hat mir der Job Shop (eine private Arbeitsvermittlung, die speziell fuer Backpacker konzipiert ist) eine Anstellung als Zimmermaedchen auf Rottnest Island vermittelt.

Rottnest Island ist von Fremantle etwa 30 Minuten per Faehre entfernt und verdankt seinen Namen den Quokkas (eine Art kleines Kaenguruh), die der Entdecker von Rottnest Island fuer Ratten gehalten hat und somit die Insel Rat Nest (Rattennest) benannt hat. Meine Taetigkeiten fuer die Rottnest Lodge kann ich mit wenigen Worten beschreiben: Betten machen und Zimmer reinigen. Ich arbeite mit 15 weiteren Kollegen und Kolleginnen im Zimmerservice zusammen, von denen etwa 80% asiatischer Herkunft (China, Taiwan, Thailand etc.) sind. Da ihre Namen fuer die Australier zu schwierig auszusprechen sind, geben sie sich meist selbst neue, fuer Australier verstaendliche Namen. Dabei kommen Kreationen wie Sugar (Zucker) oder Sunny (Sonnig) zu stande.

Die Rottnest Lodge hat Zimmer in drei verschiedenen Standards, fuer deren Reinigung jeweils ein Team von vier Leuten zustaendig ist (zwei fuer den Schlafraum, einer fuer das Bad und eine Aufsichtsperson, die die anderen drei ueberwacht und kontrolliert). Die Arbeit selbst ist einfach und kaum stressig. Was leider zum Nachteil hat, dass ich auf zu wenig Arbeitsstunden (was wiederum weniger Cash bedeutet) komme.

Und so sieht die Dienstuniform der Rottnest Lodge aus:

04 Februar 2007

Hutt River Province

Auch wenn es schon ein paar Wochen her ist, moechte ich an dieser Stelle nachtraeglich ueber meine Audienz bei Prinz Leonhard berichten. Ihr kennt nicht Prinz Leonard, Prinz Leonard von der Hutt River Province? Auch wenn das Ganze unglaublich klingt, ist es doch war (ich habe es mit eigenen Augen miterleben duerfen).

Die Hutt River Province (http://www.hutt-river-province.com/) ist ein eigener Staat inmitten von Australien, etwa 600 km noerdlich von Perth gelegen. In den 60er Jahren war die heutige Hutt River Province eine ganz normale australische Farm wie es sie zu Tausenden gibt. Als jedoch die australische Regierung die Weizenproduktion beschraenkte, sah sich Prinz Leonard in seiner Existenz bedroht und suchte nach rechtlichen Moeglichkeiten, die Regierungsvorgaben zu umgehen. Dabei ist er auf ein rechtliches Schlupfloch des Commonwealth of Australia gestossen, welches ihm gestattet seinen eigenen Staat zu gruenden.

Am 21. April 1970 wurde schliesslich die Hutt River Province als souveraen erklaert. Allerdings erinnert die Hutt River Province selbst heute eher an eine typische australische Farm als an Staat im urspruenglichen Sinne (obwohl Merkmale wie eigene Waehrung, eigene Briefmarken, eigene Flagge etc. vorhanden sind).

Jeder Besucher wird persoenlich von seiner koeniglichen Hoheit Prinz Leonard (er besteht darauf so angesprochen zu werden) begruesst. Nachdem man einen Einreisestempel in seinen Reisepass bekommen hat, erklaert Prinz Leonhard stolz die Besonderheiten seines Staates. Fuer ca. 150 Euro kann man sich eine 5-jaehrige Staatsbuergerschaft erkaufen, welche ca. 13.000 Menschen weltweit bereits besitzen. Fuer die ca. 20 dauerhaften Bewohner der Hutt River Province wurde ein eigenes Renten- und Krankenversicherungssystem errichtet, da diese von sozialen Beguenstigungen der australischen Regierung ausgeschlossen sind. Im Gegenzug zahlt keiner von ihnen Steuern.

Ich fand mein Treffen mit Prinz Leonard aeusserst amuesant, weil er sich einen Jux draus macht, dass er es geschafft hat einen unabhaengigen Staat zu gruenden und dies in einer humorvollen Art und Weise den Besuchern seinen Staates vermittelt.


Marco (links) mit Prinz Leonard (rechts)

Eingang zur Hutt River Province