Reiseberichte aus Australien 2006/2007

Träume sind sehr bequem, sofern wir nicht gezwungen sind, sie in die Tat umzusetzen (Paulo Coelho) - ein Jahr lang durch Australien zu reisen, dort zu leben und zu arbeiten ist mein großer Traum. Ich lade hiermit ein, mich auf meiner Reise zu begleiten.

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Standort: München, Germany

Geboren und aufgewachsen bin ich in Chemnitz (hieß damals noch Karl-Marx-Stadt). Nach meinem Abi ging es zunächst für 2 Jahre nach Rodewich im Vogtland, wo ich eine Ausbildung inkl. 5-monatigen Praktikum auf der Isle of Wight (England) absolvierte. Meine sächsiche Heimat verlies ich endgültig im März 1999, um mein Glück in der bayrischen Landeshauptstadt München zu versuchen. Hier hielt ich es ganze 7 Jahre aus, die ich hauptsächlich damit verbracht habe, für eine der Big Four der Wirtschaftsprüfungsgesellschaften zu arbeiten. Aber das war mir nicht genug. Ich wollte unbedingt noch studieren. Gesagt, getan begann ich schließlich ein Fernstudium in BWL an der Hochschule Wismar. Und nun, wo ich dies auch vollendet habe, zieht es mich hinaus in die große weite Welt, genauer gesagt nach Australien ...

15 Dezember 2006

Die Kimberley

Wie bereits in einem der voran gegangenen Posts erwaehnt, bin ich seit Darwin nicht mehr allein unterwegs, sondern mit Marco aus Italien, der ebenfalls mit dem Working Holiday Visa Australien erkundet. Er war auf der Suche nach einem Reisepartner fuer die Westkueste, um kostenguenstiger zu reisen; ich sah mich ohne Auto zu unflexibel und hatte das Alleinreisen ein wenig satt. So haben wir uns zusammengefunden und geplant die Kimberley Region gemeinsam zu bereisen.

Da wir beide gern campen war klar, dass das Zelt unser Zuhause fuer die naechsten Wochen sein wird. In Australien gibt es zwei verschiedene Moeglichkeiten des Campens. Die eine ist das Uebernachten auf einem gewoehnlichen Campingplatz, wie man ihn von Deutschland her auch kennt. Dort hat man natuerlich alle Annehmlichkeiten wie Duschen, Spueltoiletten, eine Kueche etc., die das Leben einfacher machen. Die zweite Moeglichkeit das Bushcamping, ein Begriff, den ich hier in Australien lernen durfte. Bushcamping ist meiner Erfahrung nach eine australische Besonderheit und heisst nichts anderes als Camping inmitten der Natur. Insbesondere in National Parks (die Australier lieben es jede einigermassen ansehliche Landschaftsformation zu einem National Park zu erklaeren) stehen dafuer ausgewiesene Plaetze zur Verfuegung, die meist mit ein paar Holzbaenken und -tischen, einer Feuerstelle und einer einfachen Toilette ohne Spuelung ausgestattet sind. Beim Bushcamping muss man auf ein primitives Lebens vorbereitet sein. Und nicht nur das; genuegend Lebensmittel und Trinkwasser gehoeren zur Grundausstattung.

Aus Mangel an normalen Campingplaetzen hiess es fuer uns drei Wochen lang zurueck zu einem Leben in der Natur. Anstatt ueber irgendwelche Felsen und Fluesse zu schreiben, die niemand kennt, werde ich hier ganz einfach ein wenig ueber unseren Reisealltag plaudern.

In der Kimberley Region geht die Sonne bereits um 4:30 Uhr auf. Man wird dort ganz automatisch zum Fruehaufsteher, da es bereits um 5 Uhr zu heiss ist, um noch laenger zu schlafen. Die erste Taetigkeit des Tages zum wach werden war die Vorbereitung des Fruehstuecks, d.h. Wasser auf dem Gasgrill fuer Marco's Kaffee und meinen Tee erhitzen, anschliessend die Milch mit Hilfe von Wasser und Milchpulver fuer die Cornflakes anruehren. Ohne Kuehlschrank muss man notgedrungen zu solchen Tricks greifen. Waehrend wir versuchten gemuetlich zu fruehstuecken, waren wir bereits von einem Schwarm Fliegen umgeben. Man hat gar keine Moeglichkeit, die alle zu verjagen, weil es einfach zu viele sind. Die setzen sich sogar in die Augen und Ohren. Wenn man es nicht selbst erlebt, kann man sich kaum vorstellen, wie laesstig Fliegen sein koennen.

Nach dem Fruehstueck hiess es dann Campingausruestung einpacken und weiterfahren. Auf der Strecke zwischen Darwin und Broome haben wir inkl. Nebenstrecken tatsaechlich ueber 3000 km zurueckgelegt. Abgesehen von der Autobahn die Darwin und Broome verbindet, sind die Strassen in der Kimberbey Region in der Regel nicht asphaltiert. Die Gibb River Road, die Hauptstrasse durch die Kimberley, befindet sich noch in einem relativ gutem Zustand, so dass man recht zuegig voran kommt. Sobald man jedoch die Gibb River Road verlaesst, hat man mit Bodenwellen und Schlammloechern zu kaempfen. Gelegentlich ist auch mal ein Fluss zu durchfahren, was immer ein besonderes Erlebnis war, weil man nie wusste, was einem erwartet. Einmal wurden wir von einer zu starken Stroemung ueberrascht, ein anderes Mal von einer zu tiefen Stelle, so dass etwas Wasser ins Auto gelaufen ist.

Am Ende des Tages nachdem wir unsere Tagesetappe zueckgelegt haben, hiess es immer wieder einen Platz zum Campen zu finden, dort das Zelt aufbauen und eine warme Malzeit zubereiten. So ohne Kuehlschrank war unsere Menueauswahl leider stark eingeschraenkt, was im Endeffekt immer auf ein Pasta- oder Reisgericht mit einer Beilage aus der Dose hinauslief. Ich muss, glaube ich, nicht erklaeren, welch ein Genuss das erste Steak nach der Rueckkehr aus der Wildnis war. Auf diese Weise lernt man zumindest wieder die Vorzuege des zivilisierten Lebens zu schaetzen.

Zusammenfassend kann ich zur Kimberley Region folgendes festhalten: Wir haben bienenkorb-foermige Felsformationen und atemberaubende Schluchten im Bungle Bungle Nationalpark gesehen; durften ein paar Tage in einer Aborigines Gemeinschaft (Kalumburu) verbringen und konnten dort das Leben der Aborigines von heute miterleben; sind durch riesige Laendereien gefahren, die 50 km von einer Grenze zur naechsten messen; haben die Einsamkeit an den Mitchell Falls (Wasserfaelle) genossen, wo wir die einzigsten Menschen im Umkreis von 100 km waren.

Dafuer mussten wir sehr viel rotem Staub in Kauf nehmen, der sich ueberall festgesetzt hat; eine Hitze von 40 Grad ertragen, die sogar Schweissperlen auf den Unterarmen verursacht hat; permant laesstige Insekten wie Fliegen, Moskitos und andere Blutsauger verjagen.

Bungle Bungle


Eine Straße in der Kimberley Region

Mitchell Falls